Du, eine Ehe, die schließe ich doch wenn ich denke das passt, das ist gut auf lange Sicht?
Lina sagt: Streben nach Vollkommenheit nervt mich aber.
Ja, aber im Umkehrschluss heißt es dann nicht: Ehe ist auch ein Abgesang an eigene Bedürfnisse... Also der
SAP Berater, der hat im September das zweite Mal geheiratet. Mitte/Ende 30. Er berichtete im Sommer von seinen Leiden, sie würden wenig reden, es gibt kaum körperliche Nähe, keine Sexualität mehr. Kontrollzwang, Eifersucht. Sie haben einen 1jährigen Sohn. Dann Überraschung, wir haben geheiratet...
sie denkt nach: hm
Also ist es in dem Fall so? - Ich hab das was ich eigentlich brauche nicht verdient also nehm ich weniger? Ein Abgesang auf den eigenen „Verdienst“. Geht es nicht um große Schnittmengen bei der Ehe? Oder wenn schon kleine, dann gewichtige? Also das kleinste gemeinsame Vielfache? Eine gemeinsame Vision? Was ist das da? Das Kind?
Sie schüttelt den Kopf: Das funktioniert so nicht.
Aber wie funktioniert es? Wie muss ich sein?
Na durch Bindungsangst vielleicht? Und auch: Ich nehme einfach das was mir vertraut ist. Und schaue.
Ich überlege: (..) Also ist es so wie Sargnagel und übrigens auch mein unverheirateter 35jähriger Bruder sagen: Es ist nur fear of missing out. Wahrscheinlich unterbewusst, und gesellschaftlicher Anpassungsdruck.
Lina: Vielleicht auch Hoffnung, dass es besser wird?
Geil! Wird überhaupt je was besser? Wird es nicht nur anders? Aber egal, am Ende tut man sich ja eh immer weh...
Ich denke ich wüsste gern wies so läuft beim SAP Berater, werd ihn aber wohl nicht fragen. Hatte keine lupenreine congratulation Karte geschrieben... Lina ist woanders... sie spricht über ihre Familie und Brüder und Neffen in belasteten Beziehungen. Und warum diese Frauen wenig Hoffnung evozieren. Und sie sich zurückhält im Kontakt.
"Versteh ich gut. (...) hab da in letzter Zeit viel drüber nachgedacht und geredet- was mit manchen Menschen Beziehung macht und was nicht.
Ich würde das für mich mit
ergebnisoffen beschreiben. All die Leute da unten (zeige auf ihre Nachbarschaft unter uns im Ort) die öffnen nichts in dir, und alles was du denen erzählst soll ihre eigene Perspektive und Meinung bestätigen. Über dich, über die Welt. Die wissen schon alles, was geht und was nicht geht. Und wie der Hase läuft. Wie meine Kollegin, mit ihren paar Stunden und ohne Erfahrung und konstant belehrend. Hat sofort eine Meinung über Klient:innen und Mitarbeiter:innen und die steht fest. Sie schwingt nicht.
Ein paar Tage später wird Lina einen Link schicken zu einem Artikel über Reflexionsverweigerung und deren Massenerscheinung. Und wie es gleichwohl borniert und anmaßend ist energieaufwändige Denkmuster und Substanzkratzerei überall zu erwarten.
An dem Abend aber meint Lina dies Gebahren sei eine Bewältigungsstrategie aus deren Kindheit. Das Verhaltensmuster ist ein Umgang mit ihrer Unsicherheit.
Ich sage: Ich bin doch auch sehr unsicher. Du auch.
Ja das kriegen wir auch beigebracht.
....
Dann läuft in der lounge music - old hits playlist Tina Turner und Lina meint ich müsse doch nun endlich die Markise ausfahren.
Wir lachen.
Recht hat sie.
Ist aber nen anderer Beitrag.
