Unikate
Heimliches spätes Nacktbaden mit der verrückten Russin. vom Beckenrand springen. Über den Flur huschen. Die Russin ist blutleer und von sehniger zarter Physiognomie, dem langen Haar die Farbe mit Wasserstoff entzogen, eine markant überdimensionierte Nase, lachsfarbene fulminante Lippen, kullrige Augen mit schwarzem Kajal umrundet. Der Gang gezackt wie die Sprache. alterslos. überall zu Hause, ein Wandervogel mit vielen Geschichten. Sie kippt jetzt noch ne Flasche eisbachgekühlten Sekt auf dem Balkon, ich verabschiede mich.
Von den anderen hier - changierend zwischen zwei Kategorien: badisch/schwäbisch/bayerische AkkuratessFrau/Mann oder aber dem soziokulturell Niedrigstmilieu angehörend - hört man Abfälliges. Diese Russin - zu laut sei sie, zu nonkonform, geht in die Sauna ohne sich in die Liste einzutragen, ist immer so ohne Anschluss, hätte sich wohl mal zu viele Stücke Kuchen vom Büffet genommen. Erlaubt ist immer nur eines! (Ich halte mich in der Hinsicht, anders als beim schwimmen eben, lieber bedeckt).
Bei Tisch schau ich meist zur Cousine. Und ihre nach unten deutenden Mundwinkel. Sie ist 6 Jahre älter als ich, frage mich ob das zu 25 Prozent meine genetische Zukunft ist.
Links von mir die Intersektionalität in Reinform: eine deutsch-türkische Frau, die so klein ist, dass ihr die Wassergymnastik verwehrt wird. Das Becken ist 1,35m tief. Ich sage: wenn ihr scheiss ungegenderte Toiletten habt dann lasst das Wasser bisschen ab. Diskriminierung lauert überall.
Davor sitzt ein Mann, den ich noch nie in Sportkleidung sah und der sich adrett in Chinos und Wollpullunder über Hemd durch die Zeit murkst. Dazu aber Adilette!
Und davor sitzt ganz neu, ein ergiebiges Beobachtungsprojekt: eine Frau rotgefärbte lange wildzerzauste Zottelmähne. dicker Silberschmuck, mehrreihig. SolariumDauergast in der Form das man überlegt ob sie gänzlich weg will vom kaukasischen Erscheinungsbild. Ist sie eigentlich schon. Weite schwarze Schlabbershirts mit raffinierten Schulter und Arm Cut-outs. (Überhaupt ist es die hohe Kunst der zuvorig erwähnten zweiten Kategorie Sportleggins zu finden, die die Netzeinsätze so positioniert haben, dass die Beintattoos sichtbar sind) - Zurück zur Zottelmähne und ihrer extremen und von großer Konstanz begleiteten Vorliebe für Wurst und Fleisch. Die Hälfte des Wurstbuffets befindet sich alsbald auch schön drapiert auf ihrem Tisch. Und dann schafft sie es 16 Scheiben - bunt gemischt - so kunstvoll zusammenzurollen, dass diese auf eine Scheibe Mischbrot passen, was sie dann geübt und genussvoll mit Messer und Gabel, als würde sie nix anderes tun im Leben, verzehrt. Mich fasziniert es wenn Menschen Besteck als richtige Werkzeuge begreifen und dementsprechend benutzen, mit fester Hand im richtigen Winkel, beidhändig, mit Schneidegeräuschen und Aufpieks-oder SchiebExaktheit. Ich wende mich ab vom illustren Tischtreiben, stocher mit einer lustlosen Gabel im Salat - und schiele aufs Kuchenbuffet.
Von den anderen hier - changierend zwischen zwei Kategorien: badisch/schwäbisch/bayerische AkkuratessFrau/Mann oder aber dem soziokulturell Niedrigstmilieu angehörend - hört man Abfälliges. Diese Russin - zu laut sei sie, zu nonkonform, geht in die Sauna ohne sich in die Liste einzutragen, ist immer so ohne Anschluss, hätte sich wohl mal zu viele Stücke Kuchen vom Büffet genommen. Erlaubt ist immer nur eines! (Ich halte mich in der Hinsicht, anders als beim schwimmen eben, lieber bedeckt).
Bei Tisch schau ich meist zur Cousine. Und ihre nach unten deutenden Mundwinkel. Sie ist 6 Jahre älter als ich, frage mich ob das zu 25 Prozent meine genetische Zukunft ist.
Links von mir die Intersektionalität in Reinform: eine deutsch-türkische Frau, die so klein ist, dass ihr die Wassergymnastik verwehrt wird. Das Becken ist 1,35m tief. Ich sage: wenn ihr scheiss ungegenderte Toiletten habt dann lasst das Wasser bisschen ab. Diskriminierung lauert überall.
Davor sitzt ein Mann, den ich noch nie in Sportkleidung sah und der sich adrett in Chinos und Wollpullunder über Hemd durch die Zeit murkst. Dazu aber Adilette!
Und davor sitzt ganz neu, ein ergiebiges Beobachtungsprojekt: eine Frau rotgefärbte lange wildzerzauste Zottelmähne. dicker Silberschmuck, mehrreihig. SolariumDauergast in der Form das man überlegt ob sie gänzlich weg will vom kaukasischen Erscheinungsbild. Ist sie eigentlich schon. Weite schwarze Schlabbershirts mit raffinierten Schulter und Arm Cut-outs. (Überhaupt ist es die hohe Kunst der zuvorig erwähnten zweiten Kategorie Sportleggins zu finden, die die Netzeinsätze so positioniert haben, dass die Beintattoos sichtbar sind) - Zurück zur Zottelmähne und ihrer extremen und von großer Konstanz begleiteten Vorliebe für Wurst und Fleisch. Die Hälfte des Wurstbuffets befindet sich alsbald auch schön drapiert auf ihrem Tisch. Und dann schafft sie es 16 Scheiben - bunt gemischt - so kunstvoll zusammenzurollen, dass diese auf eine Scheibe Mischbrot passen, was sie dann geübt und genussvoll mit Messer und Gabel, als würde sie nix anderes tun im Leben, verzehrt. Mich fasziniert es wenn Menschen Besteck als richtige Werkzeuge begreifen und dementsprechend benutzen, mit fester Hand im richtigen Winkel, beidhändig, mit Schneidegeräuschen und Aufpieks-oder SchiebExaktheit. Ich wende mich ab vom illustren Tischtreiben, stocher mit einer lustlosen Gabel im Salat - und schiele aufs Kuchenbuffet.
eika - 2021/03/30 16:03