über Liebe III
Was Alain de Botton erschreckt, ist das Ausmaß, in dem wir andere idealisieren können, wenn wir doch solche Schwierigkeiten haben, uns selbst zu tolerieren - oder gerade weil wir solche Schwierigkeiten haben.... Sich zu verlieben beinhaltet den Triumph der Hoffnung über die Selbsterkenntnis. Wir verlieben uns in der Hoffnung, dass wir in einem anderen nicht das finden, was wir in uns selbst finden, all die Feigheit, die Schwäche, die Faulheit, die Unehrlichkeit, die Kompromisse und die Dummheit. Wir werfen eine Glasglocke der Liebe über die Auserwählten und beschließen, dass alles in ihnen irgendwie frei von unseren Fehlern sein wird. Wir lokalisieren in den anderen eine Vollkommenheit, die sich uns in uns selbst entzieht, und hoffen, durch unsere Vereinigung mit den Geliebten (gegen die Beweise aller Selbsterkenntnis) einen prekären Glauben an unsere Spezies aufrecht zu erhalten.
eika - 2021/03/10 23:32