Apropos heißes Herz
Meine Urgroßmutter Clara verliebte sich während des ersten Weltkriegs Hals über Kopf in einen wesentlich älteren Mann. Sie hatte gerade die Schule beendet und arbeitete in einer Wollspinnerei, in deren unmittelbaren Nähe ein Kriegsgefangenenlager entstand. Das ist der Hintergrund, vor dem sich Clara und Herr von der Heide, Erbauer des Lagers und von Beruf Bürgermeister einer größeren südthüringischen Stadt, das erste Mal begegneten. Axel von der Heide war nicht nur wesentlich betagter, er hatte auch Frau und Söhne und Ansehen. Clara und er begannen eine heimliche Affäre.
Diese endete abrupt als Frau von der Heide in Claras Elterhaus erschien und die sofortige Unterlassung des Verhältnisses forderte, eine Begebenheit von der Claras jüngerer Bruder auch Jahre später noch tief beeindruckt berichtete.
Der Familienrat tagte und es wurde entschieden: Es sei doch das Beste Clara wegzuschicken. Sie wurde nach Hamburg vermittelt - als Hausangestellte. Dort ehelichte sie nach kurzer Zeit einen Scheuermann, ein verwitweter Hafenarbeiter mit Kind. Dies ging nicht lange gut. Leider ist nichts Näheres überliefert - lediglich dass Vater und Bruder eher plötzlich nach Hamburg reisten um sie dort abzuholen - als geschiedene Frau.
Doch glücklicherweise konnte ohne große Pause und über Beziehungen eine neue sehr passable Stelle in Gotha gefunden werden. Clara kam als Hausdame in einem herrschaftlichen Haus unter. In dortiger Nachbarschaft gab es bereits damals eine Finanzschule. Das Schicksal wollte es, dass beide Söhne der von der Heides dort studierten und wohnten. Ein Umstand, der die erneute Zusammenführung von Clara und Axel brachte und mit dem die Affäre ihre leidenschaftliche Fortsetzung fand.
Wobei Clara schwanger wurde.
Sie gebar meine Großmutter und musste ihre Stellung als Hausdame verlassen. Es gab wohl eine finanzielle Beteiligung der von der Heides, der Vormund des Kindes wurde Claras Vater.
Die mehrfach gefallene Tochter kehrte zurück nach Hause und auch zurück in die Wollspinnerei. Dort fand sie (oder es wurde gefunden) einen älteren Witwer, der sie heiratete und der ihre Tochter als die seine anerkannte.
Meine Großmutter Gerda blieb das einzige Kind. Gern wüsste ich mehr. Es müssen doch unzählige Briefe existiert haben... Aufzeichnungen.. Meine Großmutter hat nie über ihre Mutter oder Herkunft gesprochen. Sie war eine eher unzugängliche Frau, die sich mit ihren dunklen mandelförmigen Augen und schwarzen Locken versteckte hinter tagefüllenden Würfel- und Kartenspielen. Sie liebte nichts mehr als zu gewinnen. Und sie hinterließ ganze Kisten voller Bücher mit minutiös und akkurat aufgeführten Spieleinsätzen und Spielständen. Jedoch nichts über Clara. Dabei waren deren Einsätze besonders groß.
Diese endete abrupt als Frau von der Heide in Claras Elterhaus erschien und die sofortige Unterlassung des Verhältnisses forderte, eine Begebenheit von der Claras jüngerer Bruder auch Jahre später noch tief beeindruckt berichtete.
Der Familienrat tagte und es wurde entschieden: Es sei doch das Beste Clara wegzuschicken. Sie wurde nach Hamburg vermittelt - als Hausangestellte. Dort ehelichte sie nach kurzer Zeit einen Scheuermann, ein verwitweter Hafenarbeiter mit Kind. Dies ging nicht lange gut. Leider ist nichts Näheres überliefert - lediglich dass Vater und Bruder eher plötzlich nach Hamburg reisten um sie dort abzuholen - als geschiedene Frau.
Doch glücklicherweise konnte ohne große Pause und über Beziehungen eine neue sehr passable Stelle in Gotha gefunden werden. Clara kam als Hausdame in einem herrschaftlichen Haus unter. In dortiger Nachbarschaft gab es bereits damals eine Finanzschule. Das Schicksal wollte es, dass beide Söhne der von der Heides dort studierten und wohnten. Ein Umstand, der die erneute Zusammenführung von Clara und Axel brachte und mit dem die Affäre ihre leidenschaftliche Fortsetzung fand.
Wobei Clara schwanger wurde.
Sie gebar meine Großmutter und musste ihre Stellung als Hausdame verlassen. Es gab wohl eine finanzielle Beteiligung der von der Heides, der Vormund des Kindes wurde Claras Vater.
Die mehrfach gefallene Tochter kehrte zurück nach Hause und auch zurück in die Wollspinnerei. Dort fand sie (oder es wurde gefunden) einen älteren Witwer, der sie heiratete und der ihre Tochter als die seine anerkannte.
Meine Großmutter Gerda blieb das einzige Kind. Gern wüsste ich mehr. Es müssen doch unzählige Briefe existiert haben... Aufzeichnungen.. Meine Großmutter hat nie über ihre Mutter oder Herkunft gesprochen. Sie war eine eher unzugängliche Frau, die sich mit ihren dunklen mandelförmigen Augen und schwarzen Locken versteckte hinter tagefüllenden Würfel- und Kartenspielen. Sie liebte nichts mehr als zu gewinnen. Und sie hinterließ ganze Kisten voller Bücher mit minutiös und akkurat aufgeführten Spieleinsätzen und Spielständen. Jedoch nichts über Clara. Dabei waren deren Einsätze besonders groß.
eika - 2021/02/18 11:03